Kintsugi – Die Technik
Kintsugi – „Goldverbindung“ – ist mehr als eine Methode, um Geschirr zu reparieren. Die Technik geht auf eine lange japanische Tradition der kunstvollen Arbeit mit Urushi zurück, einem Naturlack, der aus dem japanischen Lackbaum gewonnen wird. Kintsugi ist eng mit der Ästhetik des Wabi Sabi verbunden, die am Übergang vom 15. in das 16. Jahrhundert vermehrt in die Teezeremonie aufgenommen wurde. Wabi Sabi ist eine Philosophie, die eine lebendige Schönheit zelebriert. Schön ist, was Zeichen natürlicher Prozesse trägt und seine Geschichtlichkeit zur Schau stellt. In Bezug auf Kintsugi zeigt sich Wabi Sabi in der Landschaft, die die Versehrtheit in ein Stück zeichnet. Durch Gold oder Silber werden diese Spuren hervorgehoben und gewürdigt.
Urushi bildet die Grundlage der Kintsugi-Technik. Mit ihm werden alle Klebe- und Modellierungsrezepturen hergestellt, die Verbindungsnähte versiegelt, und er trägt das Pudergold oder Silberpulver, das am Ende eines Reparaturprozesses aufgestreut wird. Bei einer traditionellen Kintsugi-Reparatur kommen ausschließlich natürliche Materialien zum Einsatz.
Urushi benötigt für seine Aushärtung eine staubfreie Atmosphäre bei Temperaturen zwischen 20°C und 30°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 65% und 85%. Diese Bedingungen kann man am besten in einem Furo, Feuchtschrank, schaffen. Mehrere Tage ruht das behandelte Stück dort, bevor der nächste Arbeitsschritt erfolgen kann.
Der gesamte Arbeitsprozess ist langwierig und gleicht eher einer Versenkung in das Objekt. Manchmal ergibt sich erst in diesem Prozess, welche Gestaltung dem Stück am besten entspricht. Es muss nicht immer Gold sein; auch mit farbigem Urushi, purem oder gefärbtem Silber, Zinn oder Perlmutt werden die Bruchlinien und Ergänzungen zu edlen Landschaften.
Die so „reparierten“ Gegenstände sind dicht, lebensmittelsicher und langlebig. Sie sind jedoch nicht kratzfest und sollten deshalb möglichst nicht gestapelt oder in der Spülmaschine gereinigt werden. Auch für Metallbesteck und Mikrowelle sind sie nicht geeignet.
Für meine Reparaturen und Objekte nutze ich ausschließlich Originalmaterialien und -rezepturen. Bitte kontaktieren Sie mich, wenn Sie an einer Kintsugi-Reparatur oder an einem meiner Objekte interessiert sind.
An dieser Stelle möchte ich Stefan Drescher für sein im deutschen Sprachraum einzigartiges Praxishandbuch „kintsugi Technik“ danken, das mit viel Sachverstand und Detailwissen in die Technik, alle verwendeten Materialien und Rezepturen einführt. Für jede und jeden, die oder der sich näher mit Kintsugi beschäftigen möchte, ist das Buch „Gold wert“.