Kintsugi, Pflanzenfasern und -pigmente - Wie passt das alles zusammen?

Kintsugi, Pflanzenfasern und -pigmente – Wie passt das alles zusammen?

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Für mich selbst ist das natürlich ganz logisch. Für Sie, die Sie vielleicht nur Ausschnitte meiner Arbeit kennen, aber nicht unbedingt…

Auf dem Land

Im Januar 2020 geht die eigentliche Geschichte wohl los. Für mich erfüllte sich ein großer Wunsch, als mein Freund und ich ein Haus auf dem Land mieteten. Mein Leben in der Stadt hatte sich verändert. Ich nutzte das, was sie zu bieten hatte, immer weniger.

Im März 2020 erfüllte sich für meinen Freund ein großer Wunsch. Wir reisten nach Japan. Ich hatte nichts erwartet, kam aber verwandelt zurück. Ich habe das Land auf eine Weise kennengelernt, wie es sonst nie ist – leer. Wegen Corona war kaum jemand da. Wir konnten uns frei bewegen und haben sehr viel berührende Natur erlebt. Die liebevolle Aufmerksamkeit der Menschen für die einfachsten, alltäglichsten Dinge wirkte umso intensiver, und die Tempel und Shrines waren unser Zugang zur Kultur.

Wir kamen in den Lockdown zurück. Am Münchener Flughafen wurden wir angebrüllt, Abstand zu wahren. Unser Häuschen mit den einfach verglasten Fenstern, durch das der Wind zog, kam mir jetzt sehr japanisch vor. Auch unsere Grenze zum Draußen war sehr dünn.

Das Leuchten im Trüben

Vor dem zweiten Lockdown wurde ich trüb. Mein Freund überredete mich dazu, mit ihm nach Garmisch-Partenkirchen mitzukommen, und am Eibsee spazieren zu gehen. Es war ein unglaublich trister Tag. Dunkel und abweisend standen die Alpen da. Und ich dachte, wenn nur eine Linie golden leuchten würde…

Dieser Gedanke machte mich auf eine Weise glücklich, dass sich daraus mein weiteres Leben formte. Ich wollte Landschaften schaffen, in denen etwas leuchtet. Ich erinnerte mich an Kintsugi – meine beste Freundin hatte mir einmal davon erzählt – und begann, mir die Technik zu erobern.

Ich schuf meine Landschaften und war so begeistert vom Urushi und den ganzen Rezepturen, dass ich sie an ziemlich vielen Materialien ausprobierte, auch an unseren Schuhen. Andere Menschen begannen, mir ihre Stücke zur Reparatur anzuvertrauen.

Espresso und Brennnesseln

2022 hörte ich mit dem Rauchen auf. Ich konnte deshalb drei Nächte nicht schlafen – „Espressonächte“ nannte ich sie, weil es war, als hätte ich zu spät noch einen Espresso getrunken. Ich haderte nicht mit der Schlaflosigkeit, ich grübelte auch nicht; ich war einfach wach und dachte dies und das. Auch an das Bild, das ich für einen Freund machen wollte, und plötzlich wusste ich, es sollte auf Brennnesselpapier sein. Wie auch immer mein Gehirn darauf kam. Ich forschte nach und probierte aus – so kam ich zu meinen Brennnesselfasern.

Und die Pflanzenpigmente? Auch sie sind Teil meiner Faszination für Pflanzen und Wandlungsprozesse. Ich hatte in letzter Zeit festgestellt, dass ich zwar viele Postkarten zu Hause habe, aber keine von denen für die Person passend finde, der ich gerade schreiben möchte. Also muss ich sie wohl selbst machen. Mit Pflanzenfarben. Und für meine Lackarbeiten möchte ich sie auch nutzen. Mal sehen, was daraus noch entstehen wird.

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